Tipps gegen Einsamkeit bei pflegenden Angehörigen in der Corona Krise
Die Schweiz befindet sich erneut im Lockdown. Für viele pflegende Angehörige bedeutet dies wieder, völlig auf sich alleine gestellt zu sein. Insbesondere bei der Pflege von Angehörigen versuchen die Pflegenden möglichst wenig Kontakt zu Kindern, Enkeln oder Freunden zu haben, die ein erhöhtes Risiko für die Kranken darstellen. Die Sorge selbst auszufallen oder Angehörige anzustecken, treibt Pflegende in die Isolation. Sie erleben in erhöhtem Mass das Gefühl von Einsamkeit.
Um dieser drohenden Einsamkeit dennoch etwas entgegenzusetzen und möglichst viel Normalität zu bewahren, gibt es Wege und Strategien.
Vor die Tür gehen
Vielleicht haben Sie einen kleinen Garten oder einen Balkon? Auch zu Corona-Zeiten können Sie mit Ihren erkrankten Angehörigen, falls diese aufstehen können, einen Schritt nach draussen wagen. Ein paar Sonnenstrahlen, ein Blick in die Wolken oder ein Zuruf der Nachbarn über den Gartenzaun können neue Eindrücke verschaffen und positive Energie erzeugen.
Zuhören, Fragen beantworten und Erklären
Hören Sie Ihren erkrankten Angehörigen in Ruhe zu und versuchen Sie, deren Fragen zu Corona und den Auswirkungen zu beantworten. Oft verstehen Patienten die Komplexität der Situation nur schwer. Sie reagieren mit Wut und Ärger. Umso wichtiger ist es, ihnen zu zeigen, dass man ihre Gefühle versteht und versucht, die Gründe für die aktuellen Kontaktbeschränkungen zu erklären. Sie können trösten und gleichzeitig Mut machen.
Wissen kann eine gute Hilfe gegen Einsamkeit sein.
Die gute alte Post
Briefe schreiben war schon immer ein sehr wirksames Mittel gegen Einsamkeit. Eine tolle Idee hatten da die Erfinder der Aktion: Schenk einen Brief. Hier werden Briefeschreiber aufgefordert, kleine Texte zu verfassen, Fotos oder Kinderzeichnungen an eine zentrale Stelle zu versenden, die diese weiterleitet. Wenn von Seiten der Senioren Freude an einer Brieffreundschaft besteht, können sie dem Absender, der seine Adresse hinterlegt, antworten. (https://www.intergeneration.ch/de/projekte/schenk-einen-brief-corona-zeiten).
Sie können aber auch einfach in Briefkontakt mit alten Freunden oder Verwandten treten.
Familienchat per Internet
Heute gibt es bereits spezielle Geräte für ältere und pflegebedürftige Menschen. Seniorenhandys oder -tablets werden sogar von Pflegeeinrichtungen angeboten. Als pflegender Angehöriger können Sie mit Ihren Lieben sprechen, singen oder Videos abspielen. Sogar ein gemeinsames Abendessen kann möglich sein, wenn das Tablet mit bei Tisch ist und man mit Kindern, Enkeln oder Freunden einen Blick auf den Teller des anderen wirft. Alle Angehörige sollten so oft wie möglich anrufen, um für kleine Ablenkungen zu sorgen.
Sich helfen lassen
Spitex Anbieter können auch für etwas Abwechslung und Entlastung sorgen. Die Mitarbeitenden sind in den nötigen Corona-Hygieneregeln bestens geschult. Sie können über pflegerische Tätigkeiten hinaus auch Aufgaben im Haushalt übernehmen und für Sauberkeit sorgen oder sogar beim Kochen unterstützen. Auch die Nachbarschaftshilfe ist in diesen Tagen eine gute Anlaufstelle.
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Über die kostenlose App «Five up» wird Freiwilligenarbeit koordiniert. Freiwillige können auf der Plattform ihre Arbeit anbieten und werden mit Hilfesuchenden zusammengebracht. Die App wird seit 2019 vom Schweizer Roten Kreuz und der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft unterstützt.
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Nachbarn direkt um Hilfe bitten oder einen Zettel aufhängen, mit der Bitte um Hilfe. Oft können Nachbarn etwas mit einkaufen und vor die Tür stellen. Bei vielen Gemeinden können sich Freiwillige melden, die dann kleine Botengänge und Einkäufe erledigen.
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Die Online-Plattform hilf-jetzt.ch. bietet ein riesiges Netzwerk von Helferinnen und Helfern. So funktioniert‘s: Die PLZ-Suche bietet Hilfeleistenden die Möglichkeit der Selbstorganisation. So können Personen, welche gerne helfen möchten, bestehende Gruppen und Nachbarschaftshilfen in ihrer Umgebung finden und sich ihnen anschliessen. Hilfesuchende können ebenfalls ihre Postleitzahl eingeben und die Plattform zeigt ihnen Kontakte von Gruppen in ihrer Nähe auf, die ihre Hilfe anbieten.
Andere durch die eigene Aktivität unterstützen
Auch wenn es anstrengend ist, erzeugt Geben ein subjektives Wohlbefinden. Es kann also auch eine Strategie gegen Einsamkeit sein, pflegebedürftige Menschen entsprechend ihrer Möglichkeiten zu fördern und ihnen das Gefühl zu vermitteln, nützlich zu sein. Wenn man sich in der Lage sieht, während der Corona-Krise auf die möglichen Hilfsangebote zuzugreifen, kann dies ungemein erleichtern und für mehr Zufriedenheit sorgen. Denn die Krise hat auch ein Gutes: Einsamkeit ist plötzlich ein Thema, das viele betrifft und so wird in der Öffentlichkeit mehr darüber diskutiert, wie der Pflegealltag unter diesen harten Bedingungen bewerkstelligt werden kann.